Ziel des Vorhabens war es, einen relevanten Beitrag für ein innovatives, den Kfz-Straßenverkehr entlastendes, wirtschaftlich effizientes sowie ökologisch und sozial verträgliches Verkehrskonzept zu leisten.

Das Pilotprojekt „CARRIVA – Der Mitfahrclub“ sollte den Stau auf den Straßen im Großraum Frankfurt verringern. Das innovative Vorhaben wurde eigens für die 60.000 Beschäftigten am Frankfurter Flughafen konzipiert und wurde von der Deutschen Lufthansa AG und der FRAPORT AG unterstützt. Der neuartige Mitfahrclub bot BerufspendlerInnen die Möglichkeit, flexibel individuelle Fahrgemeinschaften zu bilden. Jeder Pendler konnte sich registrieren und sowohl selbst Mitfahrten anbieten als auch bei anderen zusteigen. Die Vermittlung der Fahrgemeinschaft erfolgte über das Handy und nutzte dabei ein innovatives Datenbankkonzept. Die Beteiligten konnten sich mit diesem Service Fahrtkosten und Nerven sparen, die Umwelt entlasten sowie neue Menschen aus dem Berufs- und Lebensumfeld kennen lernen.

Gegenstand des Projektes war die Einführung und die praktische Erprobung eines Carpooling Modells für die Beschäftigten am Frankfurter Flughafen. Das Modell basierte auf der handygestützten Vermittlung von ad hoc Fahrgemeinschaften. Interessierte Berufspendler am Frankfurter Flughafen konnten sich über das Internet in einer Datenbank mit ihrer Handynummer und ihrer täglichen Fahrtroute registrieren lassen. Wurde eine Fahrgemeinschaft gewünscht, konnten registrierte Berufspendler per Handy eine Systemanfrage auslösen, die sofort zu einer telefonischen Verbindung mit einem passenden Fahrer oder Mitfahrer führte. Einstiegsort und -zeitpunkt konnten dann bilateral vereinbart werden. Der ökonomische Anreiz für Mitfahrgemeinschaften lag darin, dass der Fahrer vom Mitfahrer eine Kostenbeteiligung erhielt. Dieser finanzielle Transfer erfolgte automatisch bei erfolgreicher Vermittlung einer Mitfahrgemeinschaft. Die Erhöhung der PKW-Auslastung führte zu ökologischen Vorteilen in Gestalt von reduzierten Lärm und Schadstoffemissionen.

Die Bildung einer Mitfahr-Community und die als Eigenorganisation angelegte Institutionalisierung des geschäftsführenden Mitfahrclubs können positive soziale Auswirkungen haben.

Das IZT hatte die Federführung in der wissenschaftlichen Begleitung dieses Pilotprojektes. Kernaufgabe war, die Akzeptanzerhöhung bei potentiellen Nutzern und Pioniernutzern. Dazu wurden die bestehenden Akzeptanz- und Motivationsstrukturen sowie die Ersterfahrungen der Nutzer analysiert und zur Optimierung des Gesamtsystems sowie der weiteren Nutzerakquisition genutzt.

Theoretische Grundlagen bildeten Erkenntnisse aus der Akzeptanz- und Partizipationsforschung. Für die Akzeptanzanalyse des Projektes wurden qualitative und quantitative Instrumente der empirischen Sozialforschung eingesetzt, z.B. leitfadengestützte Interviews, Fragebögen, Lead-User Workshop. Auf dieser Grundlage wurde eine Nutzungstypologisierung erstellt, die Basis für weitere Analyse darstellte. Als Ergebnis wurde eine integrierte Roadmap erstellt.

Weitere Aufgaben der wissenschaftlichen Begleitforschung bestanden in einer Quantifizierung der Nachhaltigkeitseffekte. Dazu wurden die Ressourcen- und Energieeinsparungen, Emissionsvermeidung, Kosteneinsparung sowie technische und nichttechnische Innovationseffekte mit ökobilanziellen Methoden abgebildet und bewertet. Ferner wurden mögliche Übertragungsoptio­nen entwickelt. Dabei wurden für die Übertragung besonders aussichtsreiche Mobilitäts­teilsysteme wie z.B. andere Großunternehmen, zentrale Park & Ride-Punkte an Agglomerationsräumen, andere räumlich zentral induzierte Pendlerströme usw. benannt und ihre für eine erfolgreiche Übertragung wirksamen Rahmenbedingungen beschrieben.

Die wissenschaftliche Begleitung schloss mit der Entwicklung und Anwendung einer differenzierten Verstetigung und Verbreitungsstrategie ab. Dabei kamen unterschiedliche Methoden der Veröffentlichung, Aufarbeitung und Verbreitung der gewonnenen Erkenntnisse zum Einsatz. Anvisiert wurden dabei sowohl wissenschaftliche Fachexperten, Entscheider und Multiplikatoren als auch die breite Öffentlichkeit.

Das Projekt war Teil der Förderinitiative „Mobilität 21“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS).

Weitere Infos

http://carriva.org/ Zur Publikation der Forschungsergebnisse: "Flexible Ridesharing", Springer Verlag, Januar 2013