Gentests können schon heute teilweise unsere gesundheitliche Zukunft vorhersagen. Aber wollen wir wissen, welche Krankheiten uns vielleicht in 30 Jahren einholen werden? Welche Auswirkungen haben solche Tests auf unser Leben, auf unsere Gesellschaft? Im Projekt „Ju-Gen-D“ konnten sich Jugendliche ein Wochenende lang in einer moderierten Gruppendiskussion, oder in einem Schülerwettbewerb oder auch online über die sogenannten „prädiktiven“ Gentests austauschen und informieren. Die Ergebnisse wurden in der Reihe IZT-Text veröffentlicht.

HIER DAS COVER DER PUBLIKATION (AUSSCHNITT):

Die Gentechnologie war längst in der Lebenswelt vieler, auch junger, Menschen „angekommen“. Eine mit dem renommierten Pulitzer Preis ausgezeichnete Artikelserie „The DNA Age“ der New York Times verdeutlichte dies, indem sie 2006 bis 2008 vor allem prädiktive Gentests und die Folgen für einzelne Menschen sowie deren Familien und Freunde in den Blickpunkt rückte. Die Serie förderte nicht nur Rationalität und Legitimation der öffentlichen Kommunikation und trug so zur Meinungs- und Willensbildung bei. Sie verdeutlichte auch den Bedarf für Orientierungswissen im Umgang mit den Chancen und Risiken der Gentechnologie im Allgemeinen und prädiktiver Gentests im Besonderen. Thematisiert wurden in persönlichen Schicksalen u. a. folgende Fragen:

  • Wie planen junge Menschen ihre Zukunft, wenn Sie das Gen einer unheilbaren Krankheit, die in wenigen Jahren ausbrechen und zu einem frühen Tod führen wird?
  • Wie entscheiden sich junge Frauen, wenn sie ihr hohes genetisches Risiko einer Brustkrebserkrankung beispielsweise durch eine Brustamputationen und dem damit verbundenen Preis hoher physischer und psychischer Belastungen eliminieren können?
  • Wie gehen Familienmitglieder und Freunde mit Gentest-Ergebnissen und den Folgen für sie selbst bzw. für andere um?

 

Sowohl der gesamtgesellschaftliche Diskurs als auch die individuellen Herausforderungen, vor denen Betroffene stehen, verdeutlichten: Chancen und Risiken müssen bei prädiktiven Gentests diskutiert werden und bedürfen der Kompetenz im Umgang mit Unsicherheiten, Komplexität und Ambiguität. Diese Kompetenzen waren jedoch bislang in der schulischen und außerschulischen politischen Bildung – wie Technologiediskurse insgesamt – kaum verankert.

Vor diesem Hintergrund waren es die Ziele des Projektes,

  • junge Menschen an den Diskurs zu ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen der modernen Lebenswissenschaften am Beispiel der Chancen und Risiken von prädiktiven Gentests heranzuführen,
  • durch einen Wettbewerb einen Beitrag zur Rationalität und Legitimation der öffentlichen Kommunikation und zur Meinungs- und Willensbildung bei jungen Menschen zu leisten,
  • Kompetenzen im Umgang mit Unsicherheiten, Komplexität und Ambiguität zu vermitteln,
  • dafür zu sorgen, dass der Diskurs zu prädiktiven Gentests Eingang in das Themenrepertoire von Medien und des Internets findet,
    Vorgehensmodelle, Methoden und Instrumente für die schulische und außerschulische politische Bildung zu entwickeln, um so Orientierungswissen zur Relevanz und zu Qualitätsmerkmalen von Diskursen zu vermitteln,

 

am Beispiel des Themas „prädiktive Gentests“ zukunftsorientierte Reflexionen über neue Technologien und ihre Folgen in der politischen Bildung zu verankern.

 

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