Anders als beim Energieträger Öl gibt es bei den meisten mineralischen Rohstoffen keine geologische Knappheit. In der arbeitsteiligen, wachsenden Weltwirtschaft steigt aber die Bedeutung von kurz- und mittelfristigen Versorgungsrisiken. Im Auftrag der KfW-Bankengruppe legte das IZT gemeinsam mit adelphi eine Studie zur Kritikalität der deutschen Rohstoffversorgung vor. Die Institute unterbreiteten folgenden Lösungsvorschlag: Mit der gezielten Nutzung der Potenziale von Recycling und Ressourceneffizienz könnte die Rohstoffproblematik deutlich entspannt werden. Denn während die in der Erde natürlich entstandenen Lagerstätten tendenziell schrumpfen, wachsen die von den Menschen aufgebauten Lager: in Gebäuden, in der Infrastruktur, in Autos oder auch in Elektrogeräten.

Die Verfügbarkeit von metallischen und mineralischen Rohstoffen für Volkswirtschaften mit High-Tech Industrie gewinnt zunehmend an Bedeutung. In Deutschland hängt die Wertschöpfung der verarbeitenden Industrie stark von der wirtschaftlichen, stabilen und sicheren Versorgung mit metallischen mineralischen Rohstoffen ab. Versorgungsschwierigkeiten können durch physische Unterbrechungen der Supply Chain (z.B. durch Krieg oder Naturkatastrophen), durch Markteinschränkungen (z.B. oligopolartige Angebotsstrukturen, Kuppelproduktion) oder durch Eingriffe von Regierungen (z.B. Exportrestriktionen, Lagerhaltung) entstehen. Das Konzept der Kritikalität umfasst sowohl die ökonomische Bedeutung von Rohstoffen für die verarbeitende Industrie, als auch die vielseitigen Versorgungsrisiken.

In diesem Vorhaben wurden zunächst aus Sicht der in Deutschland produzierenden Unternehmen rund 50 wirtschaftlich bedeutsame Rohstoffe bewertet, deren Versorgungslage sich mittel- bis langfristig (10-20 Jahre) als kritisch erweisen könnte. Für 10 potentiell kritische Rohstoffe erfolgte eine detaillierte Analyse von Hauptanwendungsbereichen, Angebot, Nachfrage, Preisentwicklungen, Recyclingfähigkeit, Substitutionsmöglichkeiten und strategischer Bedeutung im Hinblick auf Zukunftstechnologien. Die Angebotssituation wurde in Regionalstudien vertieft, um den Einfluss von Governance-Faktoren exemplarisch aufzuzeigen.

Ziel war es insbesondere, Maßnahmen zur Verringerung der Kritikalität zu identifizieren. Das Spektrum möglicher Maßnahmen reichte von verstärkter Primärproduktion (Inland, Ausland), über Außenhandelspolitik (z.B. Importanreize, veränderte Importbasis), Produkt- und Prozesseffizienz (z.B. Substitution, Verfahrensoptimierung), Preisrisikomanagement (z.B. Lagerhaltung, Versicherungen), strategisches Management (z.B. vertikale Integration, Joint Ventures) bis hin zum Recycling (z.B. Produktionsabfälle, End-of-Life Abfälle).

Weitere Infos

KfW-Bankengruppe veröffentlichte die Studie, sie steht zum kostenlosen Download bereit.