Lebensmittelskandale wie „BSE“ oder „Gammelfleisch“ waren in Deutschland der Anlass, das Verbraucherinformationsgesetz (VIG) einzuführen. Am 1. Mai 2010 würde dieses Gesetz zwei Jahre in Kraft gewesen sein. Bis dahin wollte die Bundesregierung einen ersten Erfahrungsbericht vorlegen. Daher wurden das IZT und seine Forschungspartner beauftragt, die Bedeutung des Internets für die Umsetzung der Ziele des VIG zu untersuchen. Das Gesetz sollte die Markttransparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Informationskultur von Behörden zu fördern.

Das Forschungsprojekt untersuchte zum einen, wie Behörden im Internet über das Verbraucherinformationsgesetz informieren. Zum anderen verfügten Behörden jetzt über bessere Möglichkeiten, von sich aus – proaktiv – an die Öffentlichkeit zu gehen, beispielsweise bei Gesundheitsgefahren oder Rechtsverstößen. Somit lag ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt auf proaktiven Verbraucherinformationen im Internet.

Markttransparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher ist ein Thema, das zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt. Das Gesetz zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Verbraucherinformation – kurz Verbraucherinformationsgesetz (VIG) – setzte sich das Ziel, moderne Standards einer transparenten und bürgernahen Behördenkultur zu fördern. Das Gesetz trat zum 1. Mai 2008 in Kraft. Der Deutsche Bundestag und der Bundesrat haben die Bundesregierung im Zuge der Verabschiedung des Verbraucherinformationsgesetzes aufgefordert, zwei Jahre nach Inkrafttreten einen ersten Erfahrungsbericht vorzulegen.

Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) ein Forschungsvorhaben zur Untersuchung der Veränderung der Informationskultur der für die Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung zuständigen Behörden sowie der in diesem Bereich tätigen Unternehmen und Verbände in Auftrag gegeben. Das Forschungsprojekt wurde vom IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Kooperation mit Dialogik und Kommunikationsbüro Ulmer durchgeführt.

Die Zielsetzungen des Gesetzes ließen Wirkungen auf die Informationskultur von Behörden und Unternehmen erwarten. Die zuständigen Behörden waren angehalten, die Öffentlichkeit vor allem bei Gesundheitsgefahren, Fällen von ekelerregendem Lebensmitteln, erheblichen Verbrauchertäuschungen oder Rechtsverstößen zu informieren. Insbesondere sollten Behörden Informationen im Sinne einer besseren Verbraucherinformation und Dienstleistungsqualität auch ohne individuellen Antrag von sich aus beispielsweise über das Internet veröffentlichen. Die verbindliche Einführung eines Informationsanspruchs gegenüber Unternehmen im Rahmen des Verbraucherinformationsgesetzes wurde ebenso diskutiert wie mögliche Selbstverpflichtungen der Industrie.

Ziel des Forschungsvorhabens war es, einen maßgeblichen Beitrag zur Evaluierung des Verbrau­cherinformationsgesetzes zu leisten und dabei dem zuständigen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Vorschläge zu unterbreiten, wie der Zugang zu Informationen im Internet für Verbraucherinnen und Verbrauchern erleichtert werden kann.

Im Mittelpunkt standen die Maßnahmen, die ausgewählte Behörden, Unternehmen, Verbrau­cherzentralen und weitere Akteure seit dem Inkrafttreten des Verbraucherinformations­gesetzes getroffen hatten, um Verbraucherinnen und Verbraucher im Internet transparent zu informieren und somit zu verantwortungsbewusstem Handeln zu befähigen.

Analyseschritte und leitende Forschungsfragen waren folgende:

1. Informationskultur im Vergleich:

  • Wie informieren Behörden und Verbraucherzentralen über Rechte und Verfahren des VIG im Internet?
  • Werden ergänzende Informations- oder Kommunikationsangebote angeboten (z. B. Kontaktformulare, Links zu vig-wirkt.de, Nennung von Ansprechpartnern)?
  • Veröffentlichen Behörden nach dem VIG nachgefragte Informationen auch unabhängig von einem Antrag?
  • Informieren Behörden von sich aus und proaktiv die Öffentlichkeit im Internet?

2. Vertiefende thematische Untersuchungen:

  • Wie werden aktuelle Themen der Lebensmittelqualität mit Bezug zum Verbraucherinformationsgesetz im Internet diskutiert (Informationsbreite und -tiefe entlang der gesamten Akteurskette von Behörden, Unternehmen und Verbänden)?
  • Welche Typen und Muster von Internetauftritten und Informationskulturen können bei Behörden, Unternehmen und Verbänden am Beispiel dieses Themas identifiziert werden?
  • Welche guten Beispiele proaktiver Informationskultur lassen sich bei Behörden als Folge des VIG identifizieren und beschreiben?

3. Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher:

  • Welche Erwartungen haben Verbraucher an Internetauftritte zur Verbraucher­information?
  • Welche Informationen erwarten sie im Internet und welche Informations- und Suchstrategien verfolgen sie?