Abstract

Nach dem 11. September 2001 konnte man den Eindruck haben, die transatlantischen Beziehungen würden nunmehr so eng werden wie kaum je zuvor. Nicht nur das Ent­setzen und die Trauer über das furchtbare Geschehen schien die Nationen beiderseits des Atlantiks zu verbinden, sondern insbesondere auch die gemeinsame Entschlossen­heit, dem Terrorismus mit vereinten Kräften und allen zur Verfügung stehenden Mit­teln in engster Kooperation entgegen zu treten.
Wir wissen inzwischen, dass dieser Eindruck getrogen hat; die Entfremdung zwischen Europa und den USA ist so groß wie schon lange nicht mehr; die alleinige Weltmacht USA lässt, jedenfalls zur Zeit, die Europäer spüren, dass sie ihre Probleme im Großen und Ganzen allein lösen will und nur von Fall zu Fall, je nach Bedarf, die euro­päischen Hilfstruppen zu rufen gedenkt; und das Reden über ein Ende der transat­lantischen Klammer, der NATO, will nicht verstummen.
Uns ging es mit dieser Tagung darum, jenseits unmittelbarer Tagesaktualität, aber doch mit beiden Beinen so fest wie möglich auf dem Boden der Wirklichkeit stehend, Chancen einer transatlantischen Union auszuloten und ausloten zu lassen. Ja, unser Ziel ist es sogar, diese Diskussion durch ein „Weiter-in-die-Zukunft-hinein-Denken“ neu zu beleben; deshalb wollen wir möglichst bald sowohl zu einer im wahrsten Sinne europäischen Konferenz über mögliche Zukünfte der transatlantischen Beziehungen auch zu einer transatlantischen (also mit Teilnehmern aus allen Amerikas und aus ganz Europa) einladen.
Wir hoffen, damit „über den Tag hinaus“ zum Fortgang einer Diskussion, aber auch einer Entwicklung beizutragen, die sicherlich ihre Zeit braucht, aber gerade angesichts sich derzeit zeigender Entfremdungstendenzen weniger denn je vernachlässigt werden darf.

Autor*innen
Mettler, Peter H.; Kremp, Werner