Abstract

Im vorliegenden WerkstattBericht wird die Methode Fokusgruppen vorgestellt. Es werden die Ziele und Anwendungsgebiete der Methode beschrieben, Hinweise zur Planung, Durchführung und Auswertung von Fokusgruppen gegeben und Beispiele für ihren Einsatz in der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung beschrieben. Hierbei wird insbesondere auf die methodischen Erfahrungen eingegangen, die das IZT in seinen Forschungsprojekten mit der Anwendung von Fokusgruppen gesammelt hat. Fokusgruppen sind eine qualitative Forschungsmethode, bei der Diskussionsgruppen anhand bestimmter Kriterien (z.B. milieu- oder akteursspezifisch) zusammengestellt und durch einen Informationsinput zur Diskussion über ein bestimmtes Thema angeregt werden. Die Diskussionsgruppen bestehen meist aus sechs bis zehn TeilnehmerInnen und werden von einem Moderator/ einer Moderatorin betreut. Das Verfahren eignet sich vor allem zur Generierung oder Überprüfung von Thesen und Ideen. Es wird beispielsweise eingesetzt, wenn tiefergreifende Informationen über Motivationen und Handlungshintergründe bestimmter Zielgruppen ermittelt werden sollen. Des Weiteren eignet sich die Durchführung von Fokusgruppen, um nutzerorientierte Informationen für die Entwicklung von Produkten zu gewinnen oder Design und Ablauf von Kampagnen und Beteiligungsaktionen zu testen. Im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich können Fokusgruppen beispielsweise in folgenden Anwendungsfeldern eingesetzt werden: – zur Bewertung und Weiterentwicklung von ökologischen Produkten und Dienstleistungen, um die Produktgestaltung möglichst nah an den Anforderungen der Nutzer auszurichten; – – – zur Bewertung und Weiterentwicklung von Kommunikationsstrategien (z.B. von Nachhaltigkeits-Kampagnen, ökologischem Marketing, Umwelt-Siegeln); zur Ermittlung von Einstellungen, Motiven und Handlungsbereitschaften (z.B. Umweltbewusstsein, Umweltengagement, Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte); zur Ermittlung von Informations- und Handlungsbedarfen. Vorteile der Methode: Die Gruppensituation und die damit einhergehende Interaktion und Kommunikation der Teilnehmer miteinander bietet den Vorteil, dass sich die Teilnehmer mit ihren Aussagen gegenseitig inspirieren und Themen auf diese Weise sehr viel umfassender, vielfältiger und zum Teil kreativer behandelt werden können als in Einzelinterviews. Ein weiterer Vorteil von Fokusgruppen besteht darin, dass mit ihrer Hilfe zum Teil völlig neue, unerwartete und zuvor unbedachte Aspekte und Zusammenhänge aufgedeckt werden und Impulse für neue Ideen entstehen können. Durch die starke Dialogorientierung und einen offenen und flexiblen Interviewstil, der es erlaubt nachzufragen und Themen zu vertiefen, können mit Fokusgruppen tiefergehende Erkenntnisse gewonnen werden als dies beispielsweise mit festgelegten Fragebögen möglich ist. Nachteile: Die Methode weist gleichwohl auch einige Nachteile auf. Da Fokusgruppen mit kleinen Stichproben arbeiten, sind ihre Ergebnisse nicht repräsentativ für die Gesamtheit einer Zielgruppe. In vielen Projekten werden je nach Fragestellung daher Fokusgruppen mit quantitativen Methoden kombiniert. Generell ist eine Fokusgruppe sehr stark von der Zusammensetzung ihrer Teilnehmer anhängig. Da man es in der Regel mit unbekannten Personen zu tun hat, besteht hier ein gewisses Risiko. Kommt es tatsächlich zu einer dynamischen und ausgewogenen Diskussion? Bringen sich alle Beteiligten in die Diskussion ein? Wie interessiert und diskussionsfreudig sind die Teilnehmer? Insgesamt stellen Fokusgruppen einen sinnvollen und leistungsfähigen Ansatz dar, der in vielen Bereichen der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung eingesetzt werden kann.

Autor*innen
Henseling, Christine; Hahn, Tobias; Nolting, Katrin