Evolutionäre Wege in die Zukunft
Abstract
Auf der Suche nach dem Wesen des Komplexen sind fachliche Grenzüberschreitungen ebenso charakteristisch wie die Offenheit des Erkenntnisprozesses. So nimmt es nicht wunder, dass die Beiträge dieses Ban- des – ihm liegt ein 1990 in Berlin durchgeführtes Symposion zugrunde – Physiker, Systemtheoretiker, Unternehmensberater und Manager zusammenführte. Vier Beiträge erschließen zunächst Grundlagen: Rolf Kreibich beschäftigt sich mit der globalen Dynamik der Wissenschaftsgesellschaft. Dabei weist er insbesondere auf die negativen Folgen zweiter Ordnung hin, die eindimensional rationales Handeln bis hin zur Selbstzerstörung zur Folge hat. Grundsätze einer ökologischen Ökonomie werden in zehn „Elementen eines neuen Fortschrittsmusters “ zusammengefasst. H. Balck beschäftigt sich mit dem Thema „Projekthandeln als Bewegungsform des Wandels“ und H. Haken erläutert den von ihm geprägten Begriff der Synergetik und deren Bedeutung u.a. anhand des „Ordner“-Begriffs. B.-O. Küppers schließlich betont die Rolle der Strukturwissenschaften hinsichtlich neuer Allianzen von Natur- und Geisteswissenschaft. Beispiele und Praxis und Forschung bietet Teil B: F. Boos beschäftigt sich mit den „Leitdifferenzen“ Teil/Ganzes, System/Umwelt, Identität/Differenz. Der. Hinweis auf die „Intransparenz“ als wesentliche Eigenschaft komplexer Systeme ist F. Reither zu verdanken. H. Durstberger gibt im folgenden Einblick in die Erfahrungen der Unternehmensberatung „congena“. wobei die Unterscheidung von vier Ansätzen zur Unternehmensentwicklung (technokratisch, organisationstheoretisch, systemisch/ganzheitlich, chaotisch) hervorzuheben ist. Einem Beitrag zum Konzept „Selbstorganisation und Verteilte Intelligenz“ bei der Daimler-Benz AG folgen zwei Referate zur Zukunft des Automobils bzw. zur europäischen Verkehrsforschung. So skizziert P. Niedener die Grundzüge eines realisierbaren „Autos der 2. Generation“, das gegenüber einem derzeit verfügbaren Modell an Ressourcen und Abfall pro 100 km nicht 58,3 kg, sondern nur 9,7 kg benötigen würde. Ein überzeugender Tagungsband, der die stilistischen Defizite vergleichbarer Publikationen vor allem dank redaktioneller Sorgfalt vermeidet. Der Frage, in welchem Maß evolutionstheoretische Erkenntnisse auch zur Veränderung der ökonomischen Zwecksetzung beitragen können, wird vor allem im praxisorientierten Teil zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.