Abstract

Welchen Beitrag kann Industrie 4.0 zu einer Green Economy leisten? Mit dieser Leitfrage beschäftigte sich im Rahmen des Projektes Evolution2green eine Zukunftswerkstatt, die am 22.6.2017 in Berlin stattfand. Die Zukunftswerkstatt diente dazu, Ansätze und Potenziale für eine „grüne“ Industrie 4.0 auszuloten und zu bewerten. Ergebnis der Zukunftswerkstatt sind Innovationsagenda mit Fragen, Herausforderungen und Themen, die sich an einschlägige Akteure und politische Programme richtet, und Anstöße für eine Ausrichtung der Digitalisierung in industriellen Prozessen an den Zielen einer Green Economy, also einer grünen Industrie 4.0, geben soll. Industrie 4.0 ist bisher eine weitgehend technikzentrierte industriepolitische Vision. Mit der Debatte um eine Green Economy gibt es nur gelegentlich Berührungspunkte, beide Entwicklungen sind weitgehend unverbunden und verlaufen nebeneinander. Eine der Hauptaufgaben ist es daher, die bisher voneinander getrennten Diskussionen zusammen zu führen. Dies verlangt ein Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Gruppen. Für eine Verbreitung von Industrie 4.0 ist es wichtig, Industrie 4.0 stärker auf konkrete und spürbare Bedarfe und Probleme der Unternehmen, vor allem von KMUs, auszurichten, und zugleich die Nachhaltigkeitsziele der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen zu berücksichtigen. Zum Abbau dieses Diffusionsproblems sollte Industrie 4.0 nicht nur auf Produktion und Fertigung fokussiert werden, sondern auch neue Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsprozesse und damit zuhängende Ressourceneffizienzpotenziale und Qualifizierungsanforderungen sowie Gestaltungsansätze aufzeigen. Dabei sind auch potenzielle Rebound-Effekte zu berücksichtigen. Hierzu ist notwendig, sie in eine Dynamik von Angebot, Nachfrage, Arbeit und Konsum einzuordnen. Lösungen, die tatsächlich einen Beitrag zur Verringerung von Rebound-Effekten leisten, können nur aus der Systemperspektive heraus entwickelt werden. Umweltentlastungseffekte sind vor allem dort zu erwarten, wo einerseits Potenziale zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz besonders groß und andererseits mögliche Rebound-Effekte relativ klein ausfallen. Vor diesem Hintergrund sind Ansätze insbesondere in diesen Bereichen zu identifizieren und voranzutreiben.

Autor*innen
Behrendt, Siegfried; Göll, Edgar