Abstract

Obwohl Softwareprodukte immaterielle Güter sind, kann die Nutzung von Software erhebliche Stoff- und Energieströme auslösen. Eigenschaften der Software entscheiden, welche Hardwarekapazitäten vorgehalten werden und wieviel elektrische Energie in Endgeräten, Netzwerken und Rechenzentren verbraucht wird. Der Zusammenhang zwischen Softwareeigenschaften und dem Bedarf an natürlichen Ressourcen, der durch Herstellung und Betrieb von IKT-Systemen ausgelöst wird, ist bisher wissenschaftlich noch wenig untersucht. Die vorliegende Studie betritt Neuland, indem sie explorativ den Einfluss von Software auf die indirekte Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen durch Hardware untersucht. Die Ressourceneffizienz von Software wird dabei im Kontext neuer Nutzungsformen wie mobiler Internetnutzung und neuer Software-Architekturmuster wie Cloud Computing betrachtet. Vor dem Hintergrund der Dynamik der aufgezeigten Trends identifiziert die Studie Ansatzpunkte im Softwarebereich, die zur Schonung natürlicher Ressourcen beitragen oder zumindest ein weiteres Wachstum ihrer Inanspruchnahme durch IKT-Systeme bremsen können. Sie geht dabei insbesondere auf methodische Probleme ein, die sich bei der Beurteilung der Ressourceninanspruchnahme von Softwareprodukten stellen. Zu diesen Problemen gehören Schwierigkeiten bei der Definition funktioneller Einheiten, Messprobleme und Allokationsprobleme. Ansätze wie die Standardisierung von Nutzungsmustern und Benchmarks sowie die Definition und Umsetzung von Nachhaltigkeitsanforderungen im Softwareentwicklungsprozess werden als mögliche Lösungswege aufgezeigt. Basierend auf diesen Überlegungen formuliert die Studie erste Handlungsempfehlungen in den Bereichen Forschung und Standardisierung, Produktkennzeichnung, Konfigurationsempfehlungen, Best-Practice-Leitfäden sowie Aus- und Weiterbildung im Bereich der ressourceneffizienten Software und ihrer Entwicklung.

Autor*innen
Hilty, Lorenz M.; Behrendt, Siegfried; Evers-Wölk, Michaela; Fichter, Klaus; Hintemann, Ralph; Lohmann, Wolfgang
Forschungsfelder

Gesundheit und Wohlbefinden, Ressourcen, Wirtschaften und Resilienz