Mikroschadstoffe in Gewässern
Abstract
Die vorliegende Transformationsfeldanalyse wurde im Rahmen des Projekts „Evolution2Green – Transformationspfade zu einer Green Economy: den Pfadwechsel gestalten“ angefertigt. Als eine von vier Studien aus dem Bereich Rohstoffe untersucht sie das Transformationsfeld „Mikroschadstoffe in Gewässern“. Das Papier beschreibt das Transformationsfeld sowie beteiligte Akteure. Im Rahmen der Untersuchung wurden Pfadabhängigkeiten identifiziert, die eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise verhindern, sowie relevante Transformationsansätze analysiert. Mikroschadstoffe überschreiten in vielen Gewässern die gesetzlich vorgegebenen Umweltqualitätsnormen. Für die Verringerung der Mikroschadstoffe stehen sowohl quellenorientierte und nachsorgende Maßnahmen zur Verfügung stehen, die jeweils ihre spezifischen Vor- und Nachteile haben. Allerdings sind die Maßnahmen unterschiedlich weit entwickelt und konkretisiert. Während für nachsorgende Maßnahmen die Techniken für eine 4. Reinigungsstufe faktisch ausgereift sind und es hier vor allem um eine flächendeckende Umsetzung geht, ist die Situation bei den vorbeugenden Maßnahmen deutlich heterogener. Viele der Ansätze sind bis dato wenig entwickelt. Quellenorientierte Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung von Mikroschadstoffen sind mit stoff- und anwendungsspezifischen Pfadabhängigkeiten konfrontiert: Speziell bei Arzneimitteln ist eine Ausscheidung aus dem Körper gegeben, so dass der Eintrag über die Kläranlagen in die Gewässer zwangsläufig erfolgt. Substitutionsmöglichkeiten stehen nicht zur Verfügung. Dies ist beispielsweise bei vielen Arzneistoffen der Fall. Die Entwicklung von Alternativen ist in der Regel aufwendig und kostenintensiv. Eine Entsorgung von Mikroschadstoffen erfolgt über zentrale Kläranlagen. Dezentrale Sammel- und Entsorgungsinfrastrukturen existieren nicht. Verwendungsbegrenzungen und -verbote sind mit Blick auf Gewässerschutz nur in sehr begrenztem Rahmen möglich. Ein Pfadwechsel setzt voraus, über die Aufrüstung von Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe („Endof-Pipe“) den quellenorientierten Maßnahmen ein höheres Gewicht einzuräumen. Dazu gehört die Umsetzung des Verursacherprinzips für Mikroschadstoffe: die stärkere Berücksichtigung des Gewässerschutzes bei Zulassungsverfahren von Chemikalien und Arzneimitteln, verbindliche Instrumente zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie eine neue Arzneimittelstrategie. Nur durch eine effiziente Kombination der verschiedenen Ansätze können die umweltpolitischen Zielsetzungen erreicht werden.