Produkte länger nutzen. Wie das Problem der Obsoleszenz lösen?
Abstract
Den schnellen Verbrauch von Konsumgütern durch eine längere Nutzung von Produkten zu reduzieren, ist eine Schlüsselstrategie einer ökologischen Transformation, um die mit Blick auf eine Green Economy notwendige Entkopplung der weltweit unverändert steigenden Wirtschaftsleistung vom Ressourcenverbrauch und seinen negativen Umweltwirkungen zu erreichen. Mit Blick darauf zeigt die vorliegende Roadmap neue Ansätze und Lösungswege für einen Pfadwechsel auf. Kurz- bis mittelfristig geht es um die Stärkung der Produktverantwortung der Hersteller und Vertreiber von Konsumprodukten. Dabei geht es um die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für die Sicherung einer Mindestlebensdauer für Produkte und der Reparierbarkeit. Darüber hinaus sind die Verbraucherrechte zu stärken. Dazu müsste das Gewährleistungsrecht verändert werden, außerdem müssen Deklarations- und Informationspflichten mit Blick auf Lebensdauer und Reparierbarkeit für Unternehmen eingeführt werden. Langfristig sind ökonomische Anreize zu setzen, die Wettbewerbsvorteile für langlebige und reparaturfreundliche Produkte und Dienstleistungen bringen. Ein Ansatz ist die Einführung eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Reparaturdienstleistungen. Tiefgreifender wären Rohstoffabgaben bzw. steuern, die sich auch nach der Haltbarkeit der Produkte richten. Da sich die Verlängerung der Produktnutzung nicht marktgetrieben vollzieht, sondern die dominanten Marktlogiken einen Pfadwechsel ausbremsen, wenn nicht gar verhindern, kommt der Politik für einen Pfadwechsel eine besondere Rolle zu. Die Verlängerung der Nutzungsdauer setzt nicht nur neue Marktangebote, sondern auch Veränderungen des Verbraucherverhaltens voraus. Märkte für langlebige Produkte lassen sich nur mit einem entsprechenden Wandel von Konsumstilen und Wertschätzungen entwickeln. Die Umsetzung von Strategien einer längeren Produktnutzungsdauer ist daher auf eine Synchronisierung des angebots- und nachfrageseitigen Wandels angewiesen. Dabei spielen Pioniere, NGOs und Netzwerke eine wichtige Rolle im Transformationsprozess. Langfristig notwendig ist ein grundlegender Wandel des Konsums, der die Wertschätzung von Produkten in den Mittelpunkt rückt. Die besondere Leistung von diesen Akteuren besteht darin, dass sie einen Resonanzboden schaffen, auf dem sich neue soziale Praktiken entfalten, die für einen Pfadwechsel wichtige Impulse geben.
Autor*innen
Behrendt, Siegfried; Göll, EdgarForschungsfelder
Ressourcen, Wirtschaften und Resilienz, Technikfolgenabschätzung und Partizipation